Presseinformation Linz, Fr 07.04.2023 www.afo.at schee oder schiach – über Architektur lässt sich streiten Das afo architekturforum oberösterreich widmet die aktuelle Ausstellung dem Begriff der Schönheit. Was schee [schön] und was schiach [hässlich, unansehnlich] ist – darüber wird leidenschaftlich gern gestritten. Wie Häuser oder Landschaften auszusehen haben, das spaltet Fachleute und Laien. Eine endgültige Definition, was schön ist, konnte bisher nicht gefunden werden. Auch die Ausstellung unter dem Titel „schee schiach“ im afo nimmt sich das nicht vor. Vielmehr wird hinterfragt, ob Klischees, wie die Sehnsucht nach dem „schönen“ Eigenheim im Grünen oder die Aversion gegen die „hässliche“ Stadt, noch immer gültig sind. Daneben macht ein Blick in die Geschichte deutlich, wie Fragen der Ästhetik mit Ideologie und Politik verbunden sind. In der ersten Episode der dreiteiligen Ausstellung werden zudem Fundstücke präsentiert, die kuriose Geschichten über das Schöne – und sein Gegenteil – erzählen. Die Eröffnung ist am Donnerstag 20. Apil 2023 um 19 Uhr. Franz Koppelstätter, Leiter des afo: „In dieser Ausstellung werfen wir Schlaglichter auf die Geschichte des Einfamlienhauses. Wie wurde es eigentlich zum Wunschbild einer großen Mehrheit? In TV-Beiträgen aus den 1970er und 1980er Jahren sehen wir die „Bausünden“ der Vergangenheit dokumentiert. Von Gästen mitgebrachte Objekte ergründen, was eigentlich als „schee“ oder „schiach“ empfunden wird. Anhand der Kontroverse von Heimatstil versus Neue Sachlichkeit erkennen wir die ideologische Aufladung des Diskurses. In einer anderen Station machen wir sichtbar, wie Spiel und Spaß unser ästhetisches Empfinden prägen. So startet die erste Episode dieser dreiteiligen Ausstellung.“ # Schiaches und Schönes im Gespräch Im Vorfeld der Ausstellung diskutierten insgesamt 16 Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Altersgruppen, Berufsfeldern und Interessensgebieten. Die von Tobias Hagleitner geführten Gepräche kreisten dabei um die Gegenstände, Bilder und Zitate, die von den Gästen mitgebracht wurden. Für die Ausstellung entstand so eine kleine, aufschlussreiche Sammlung an kuriosen Objekten, Geschichten und Thesen zu Schönheit, Hässlichkeit und Kitsch. # Wohnen auf dem Land: Alte Sehnsucht, neue Fakten Das „schöne“ Leben und Wohnen in der Natur als Alternative zur Stadt hat eine lange Geschichte: das Haus am Land als Zufluchtsort für stressgeplagte und wohlhabende Städter*innen. Wer nicht reich oder mächtig genug war fürs „schöne Leben“ am Land musste sich mit der heißen, lauten, dreckigen Stadt begnügen. Sowohl die Sehnsucht als auch die Aversion sind bis heute lebendig. In der ersten Episode der Ausstellung widmet sich Wolfgang Stempfer in einer knappen Genealogie der Entstehung des „schönen Ideals“. # Heimatstil und Neue Sachlichkeit Der Architekturhistoriker Georg Wilbertz wirft einen Blick auf die Baukultur zur Zeit des Nationalsozialismus. Architekturideologisch spielte das Haus während der NS-Diktatur eine zentrale Rolle. Das Wohnhaus und die Familie galten nicht nur als „Keimzelle“ des nationalsozialistischen Staates, sondern auch als Basis der hierarchisch organisierten Partei- und Gesellschaftsstruktur. Die Protagonisten der Moderne legten kontrovers aber detailliert dar, welche formalen und ästhetischen Mittel das zeitgenössische Haus prägen sollten. Nationalsozialistisch orientierte Planer gewannen ihre ästhetischen Parameter vor allem aus ihrer Antihaltung zur Moderne. Presseinformation und Bilder: https://afo.at/presse/presse-schee-schiach ---- Tobias Hagleitner studierte und promovierte an der Kunstuniversität Linz im Fach Architektur. Seit 2007 freischaffend in den Bereichen Baukunst, Gestaltung und Architekturkommunikation. Projektbezogene Mitarbeit als Redakteur und Kurator in afo architekturforum oberösterreich und vai Vorarlberger Architektur Institut. Wolfgang Stempfer studierte und promovierte Architektur an der Technische Universität Wien, der Kunstuniversität Linz und der Hafencity Universität Hamburg, wo er bis 2017 Städtebau unterrichtete. Nach 10 Jahren in der Stadterneuerung Wien machte er sich 2021 mit "Der gute Plan" als Innenarchitekt selbständig. Daneben unterrichtet er Soziologie für Architekt*innen an der FH Kärnten und ist in der Dorfentwicklung tätig. Georg Wilbertz studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Köln und Wien. Forschung und Publikationen zu Architektur und Städtebau vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. 2019 kuratierte er die Ausstellung „Kontaminierte Orte“ im architekturforum oberösterreich. ---- Ausstellung schee schiach Episode 1/3 Presserundgang: Do, 20.04.2023, 11:00 Uhr Eröffnung: Do, 20.04.2023, 19:00 Uhr afo architekturforum oberösterreich Herbert-Bayer-Platz 1 , 4020 Linz Ausstellung: 21.04.-23.06.2023 Öffnungszeiten: Di-Fr | 15 – 19 Uhr DATEN UND FAKTEN Pressekontakt afo: Franz Koppelstätter, Uschi Reiter (afo) | +43 660 4294 811 Email: presse@afo.at Büro: Herbert-Bayer-Platz 1 | 4020 Linz | Mo–Fr 9–12 Uhr Web: www.afo.at/presse Als Plattform für Architektur und Baukultur engagiert sich das afo architekturforum oberösterreich für interdisziplinäre Diskurse über urbane und ländliche Entwicklungen einschließlich der damit verbundenen Veränderungen, die unseren Alltag beeinflussen. Ein wichtiges Ziel ist die Vernetzung von Architekt*innen, Planer*innen und Bauherr*innen mit Akteur*innen aus Handwerk, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik. Darüber hinaus möchte das afo zu einer lebendigen und kritischen Reflexion über Architektur als gesamtgesellschaftlichen und kulturellen Prozess aktiv beitragen.