nachsatz#5 - 20 Jahre afo
el afo | 2. Akt Pferd
PublikationHeißer Sommer in el afo
Ein Kulissenstück in 4 Akten mit einem
Showdown anlässlich 20 Jahre afo
Sieben Pferde
Friedlich lehnen sieben Pferde an der Koppel. Anders als sonst denkt heute niemand daran, im globalen Wettlauf mitzuhalten, an Lärmschutzwänden entlang zu rasen, die Dinge und Individuen in Lichtgeschwindigkeit von A nach B zu bringen … Der Alltag zeichnet ein anderes Bild, das ist klar …
Nach einer ebenso hitzigen wie kontemplativen Wüstendurchquerung im 1. Akt des Projekts „Heißer Sommer in el afo“ anlässlich 20 Jahre afo architekturforum oberösterreich (siehe Nachsatz #5/1) folgte am Freitag, den 25.07.2014 der 2. Akt mit dem Motto „Pferd“, der sich mit unterschiedlichen Formen und Aspekten von Mobilität und ihrer Auswirkung auf die bebaute Umwelt beschäftigte. In seinem Impulsvortrag verdeutlichte der Raumplaner und Filmemacher Reinhard Seiß einmal mehr die verhängnisvolle Kausalität von individuellem Personenverkehr und zersiedelter Landschaft. Österreich hat eines der dichtesten Autobahnnetze und einen der höchsten Motorisierungsgrade weltweit. Der Großraum Linz nimmt 11 Prozent der Fläche Oberösterreichs ein, erzeugt aber über 50 Prozent des Verkehrsaufkommens im Bundesland. Diese Asymmetrie lässt erahnen, dass im Zentralraum die Verkehrs-Herausforderungen gemeinschaftlich gelöst werden müssen, um die Lebensqualität in einem unausgeglichenen Gefüge zu verbessern. Denn die klassische Funktionstrennung von Wohnen, Gewerbe, Shopping, Büro etc. hat in den vergangenen Jahrzehnten überall zu einer Intensivierung des Verkehrsaufkommens geführt, das beängstigende Ausmaße angenommen hat. Nach wie vor begünstigt die Förderlandschaft in Österreich – sei es die Wohnbauförderung, die Wirtschaftsförderung oder die Pendlerpauschale – den motorisierten Personenverkehr und vernachlässigt das öffentliche Verkehrsnetz, das in peripheren Lagen immer mehr ausgedünnt wird. Im auf den Vortrag folgenden Gespräch war man sich einig, dass es so nicht weitergehen könne … Vereinzelt hat ein Umdenken auf politischer Ebene bereits eingesetzt, so wurde etwa in Seoul eine Stadtautobahn in eine Flusslandschaft rückgebaut. Manchmal kommt man eben mit weniger Pferdestärken besser voran.
Gabriele Kaiser
Eigenverlag 2014, 20 Seiten offen broschiert
erschienen als Serie von 4 Heften.
Einzelheftpreis: Euro 3,– / 4er-Serie gebündelt Euro 9,–