Haus
1887 wurde in Linz der Volksküchenverein gegründet. Aus einem ehem. Kohlenschuppen wurde zuerst eine primitive Küche, die im Laufe von 33 Jahren immer mehr durch Adaptierungen vergrößert und ausgebaut wurde. Durch den Krieg und die unmittelbare Nachkriegszeit war die Aufrechterhaltung des Betriebs finanziell nicht mehr leistbar und wurde 1920 die Verwaltung von der Stadt Linz übernommen. 1926 entschloss sich die Stadt, das baufällige Gebäude zu adaptieren bzw. zu erweitern. Am 3. Januar 1927 wurde das nach den Plänen von Baudirektor Curt Kühne errichtete Gebäude seiner Bestimmung übergeben und war bis 1968 als Volksküche in Benutzung. Anschließend wurde das Gebäude von der ESG als Bürogebäude mit Probelokal für die Musikkapelle teilweise umgebaut.
Nach jahrelanger Suche nach einem geeigneten Objekt für das architekturforum wurde 1997 seitens der Stadt Linz beschlossen, die Volksküche anzukaufen und sie den beiden Vereinen (architekturforum und Galerie Maerz) zur Verfügung zu stellen. 2000 wurde mit der Planung und 2002 mit den Umbauarbeiten begonnen. Vorwiegendes Planungsziel war die Rückführung des Objekts zu seiner Grundstruktur mit großzügigen Räumen und Raum-sequenzen für den Ausstellungs- und Veranstaltungsbetrieb der beiden Vereine sowie eine klare räumliche Trennung der jeweiligen Bereiche mit der Möglichkeit für gemeinsame Aktivitäten durch Schaffung von temporären Verbindungen.
Architekturforum und Galerie verfügen über getrennte Eingänge, durch die man jeweils unmittelbar in die Ausstellungsräume im EG gelangt und somit in gewisser Weise ein historischer Bezug zur ehemaligen Volksküche gedanklich wieder aufgenommen wurde. Durch minimalste Erschließungsbereiche ergibt sich ein Maximum an Raumangebot für Ausstellungen und Veranstaltungen. Die differenzierten Raumqualitäten mit unterschiedlichen Belichtungen ermöglichen eine vielfältige Bespielbarkeit dieser Räume, die durch ihre einheitliche Oberflächengestaltung wieder als Ganzes begreifbar sind.
Die Vertikalerschließung erfolgt über ein neu konzipiertes Stiegenhaus, das in der Verschränkung der beiden Außenflügel situiert ist und durch teilweises Loslösen der Treppe diese sichtbar macht, gleichzeitig verschiedene Ein-, Aus- und Durchblicke ermöglicht und die vertikale Dimension des Gebäudes freilegt. Im 1. OG, dem Vortrags-, Informations- und Bürobereich des afo wurde "hofseitig" eine Terrasse errichtet, die durch ihre hohen Wände eine räumliche Erweiterung mit vielfältiger Nutzungsmöglichkeit, eine besondere Qualität im innerstädtischen Bereich darstellt. Durch das "Vorschieben" der Terrasse bis auf die Gebäudeflucht in der Eisenbahngasse entsteht einerseits ein überdachter Eingangsbereich für die Galerie, andererseits wird die bestehende hofseitige Außenmauer mittels Glasdach "freigelegt" und gleichzeitig der darunter liegende Ausstellungsraum belichtet.
Im 2. OG befindet sich straßenseitig, über die gesamte Gebäudelänge erstreckt, das "Labor" des afo und hofseitig die Büro- und Aufenthaltsräume für die Galerie Maerz. Die Fassaden wurden in Abstimmung mit dem Denkmalamt im Wesentlichen belassen, schadhafte Putzflächen und Fenster ausgebessert bzw. ergänzt und mit der ursprünglichen Färbelung versehen. Die lange Tradition des Ortes bzw. des Gebäudes als Volksküche mitten in der Stadt soll nun durch die beiden Vereine genutzt und mit neuen Inhalten wiederbelebt werden.
(Text: Arch. DI Bernhard Rosensteiner)