Architekturpreis vis à vis, Vorbildliche Bauten für Kultur, Tourismus, Sport in Oberösterreich
AusstellungDas architekturforum oberösterreich und die OÖNachrichten zeichnen heuer zum vierten Mal hervorragende Bauprojekte aus. Das Thema im Kulturhauptstadtjahr lautete „Gutes Bauen in Tourismus und Kultur“.
Die Fachjury Karin Tschavgova, Herbert Karrer, Romana Ring wählten anhand der eingesendeten Beiträge 10 Projekte für eine lobende Erwähnung aus. Eines dieser Projekte wurde ausgezeichnet mit dem Preis der Fachjury, eines mit dem von der erdgas oö überreichten Energie-Spar-Preis und ein drittes mit dem Preis des afo architekturforums oö
DIE PREISTRÄGER
Preis der vis à vis Fachjury
Zu-und Umbau Stadtpfarre Wels
Bauherr: Kath. Stadtpfarre Wels
Architekt: Frohring Ablinger
Energiesparpreis der erdgas oberösterreich
Mühltalhof Neufelden
Bauherr: Fam. Rachinger-Eckl
Architekt: Klaus Leitner
Preis des architekturforums oberösterreich
Hafenhalle 09
Bauherr: Linz AG Management Service GmbH
Architekt: Riepl Riepl Architekten
AUSZEICHNUNGEN
AEC
Immobilien Linz GmbH, TREUSCH architecture
Domplatz Linz
Stiftung St. Severin, Hohensinn Architektur
Schlossmuseum Linz - Südflügel
Land OÖ, HoG architektur
Stadtfriedhof Linz St. Martin
Linz AG Management Service GmbH, Heidl Architekten
Umbau Landhaus in Linz
Land OÖ, Radler Kowatsch Stiper
Pixel Hotel
Verein Pixel Hotel, Verein Pixel Hotel
Schwimmschule Steyr
Verein Freunde d. Schwimmschule Steyr, Luger & Maul
Oskar-Czerwenka-Landesmusikschule
VFI Verein zur Förderung der Infrastruktur der Stadtgemeinde Vöcklabruck & Co. KG, Gärtner + Neururer
Marktplatz Neumarkt i. M.
Gemeinde Neumarkt, Schneider & Lengauer
Pfarre St. Franziskus in Wels
röm.kath. Seelsorgestelle St. Franziskus, Luger & Maul
Öffnungszeiten Ausstellung: Di – So 14.00–17.00, Fr 14.00–20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 02.12.2009 - 12.12.2009
JURY-BEGRÜNDUNGEN
Preis der vis à vis Fachjury
Zu-und Umbau Stadtpfarre Wels, Kath. Stadtpfarre Wels Frohring Ablinger
Städtebau und Denkmalpflege
Frohring Ablinger ist es mit ihrer Sanierung und Erweiterung der Stadtpfarre Wels gelungen, einen historischen Stadtraum funktionell und gestalterisch überzeugend weiter zu bauen. Als Winkel an ein ebenfalls winkelförmig ausgebildetes historisches Gebäude gestellt, schließt der Pfarrhof nun die Flanke des zu einem kleinen Platz erweiterten Straßenraumes hinter der Kirche. Die mit hellem gestockten Donaukalkstein belegte Fassade des auf die Traufhöhe des Altbaues abgestimmten neuen Traktes harmoniert gut mit den verputzten Mauern des Bestandes und nutzt das Spiel zwischen massiven Körpern und großflächigen Verglasungen, um Offenheit zu signalisieren
Energiesparpreis der erdgas oberösterreich
Mühltalhof Neufelden
Fam. Rachinger-Eckl, Klaus Leitner
Tradition, zeitgemäß
Klaus Leitner hat den Umbau des Traditionsbetriebes in Respekt für die vorgefundene Substanz und ihre privilegierte Lage im Naturraum entwickelt: während das ursprüngliche Haus mit seinen weiß verputzten Mauern unverändert bleib, wurden später angebauten Teile sorgfältig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft und die dabei zutage getretenen Schwachstellen ebenso sparsam wie konsequent behoben. Die zur Gewährleistung eines zeitgemäß energiesparenden Standards notwendige neue Hülle besteht aus Cortenstahl, einem Material, welches das kantige Volumen des Baukörpers kraft seiner rostig-braunen Oberfläche harmonisch mit dem von Fluss und Wald geprägten Umfeld verbindet.
Preis des architekturforums oberösterreich
Hafenhalle 09
Linz AG Management Service GmbH, Riepl Riepl Architekten
Kultur im Hafen
Es bleibt einem Provisorium, der von den Riepl Riepl Architekten entworfenen Theaterhalle am Gelände des Hafens vorbehalten, im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Linz 09 zu zeigen, wie viel kulturelle Inspiration von Industrie mitunter ausgeht. Riepl Riepl wenden uns mit ihrer Halle die Kehrseite einer gewöhnlich als immissionsbelastete Arbeitswelt betrachteten Medaille zu und zeigen, wie etwas auf seine Funktion reduziert werden und gerade deshalb höchsten gestalterischen Ansprüchen genügen kann. Mit einem Vorzeigeobjekt industriell gefertigten Holzbaues führen sie uns die Schönheit des umfassend fertig Gedachten vor Augen, das im Alltag besteht, weil ihm nichts hinzuzufügen ist.
AUSZEICHNUNGEN
AEC
Immobilien Linz GmbH, TREUSCH architecture
Kunst im öffentlichen Raum
Andreas Treusch hat es verstanden, aus den stark einschränkenden Möglichkeiten des Bauplatzes zwischen bestehendem Gebäude, Donau(hoch)wasser und dem freien Ausblick einer historischen Häuserzeile einen prägnanten Körper zu formen, der dem Rathaus am westlichen Brückenkopf sein Gewicht entgegensetzt. Die gläserne Hülle des AEC verfremdet mit ihren unterschiedlich geneigten Flächen die Botschaft „Haus“ und spielt mit den Begriffen „außen“ und „innen“. Mit den 40.000 einzeln ansteuerbaren Leuchtdioden in der Glashaut wird das ganze Haus in ein elektronisch generiertes Kunstwerk verwandelt, das weit in den Stadtraum wirkt.
Domplatz Linz
Stiftung St. Severin, Hohensinn Architektur
Raum für Stadt und Dom
Die noble Zurückhaltung der Namensgebung ist dem Projekt selbst eingeschrieben: es macht mit der Bezeichnung „Domplatz“ denkbar wenig Aufhebens davon, dass mit dem genannten Platz die Revitalisierung historischer Gebäude und der Neubau eines sich mit ebensoviel Sensibilität wie gestalterischer Eigenständigkeit in sein Umfeld fügenden Hotels einhergegangen sind. Somit setzt es auch den Schwerpunkt seiner Kommunikation auf die städtebauliche Tat, die den mächtigen Dom mit einem angemessenen Vorfeld und das Zentrum der Stadt Linz mit neuem, wertvollem Raum zur Erweiterung seines weitgehend linear ausgeprägten Zentrums bereichert hat.
Schlossmuseum Linz - Südflügel
Land OÖ, HoG architektur
Museum mit Aussicht
HoG architektur haben ihrem Südflügel-Neubau des Linzer Schlosses die für dessen ursprüngliche Funktion typische, privilegierte Lage als Motiv zugrunde gelegt. Durch die Anordnung der neuen Eingangsebene auf der Höhe der ehemals abschließenden Mauerkrone haben sie dem Schloss die ganze Stadt Linz mitsamt dem Donautal wieder zu Füßen gelegt. Der Neubau hat drei Bereiche: den historisch geprägten Unterbau, die „neutrale“ Verteilerzone und das von zeitgenössischer Technik erzählende Obergeschoss. Das Eingangsgeschoss ist mit dem Foyer, der Gastronomie und den überdachten Terrassen transparent ausgebildet während das Obergeschoss mit Streckmetall zum einfach lesbaren Körper zusammengefasst ist.
Stadtfriedhof Linz St. Martin
Linz AG Management Service GmbH, Heidl Architekten
Ein Monument, von Natur gerahmt
Heidl Architekten haben den Friedhof in St. Martin durch die Neuordnung des Eingangsbereiches und den Bau einer Aufbahrungshalle gestalterisch weit aufgewertet. Es ist ihnen gelungen, die Bedeutsamkeit des Ortes durch Monumentalität und Axialität zu unterstreichen während sie „natürlich“ anmutende Komponenten wie grasbewachsene Erdwälle, besandete Wege und lichte Haine nutzen, um die besondere Qualität dieses Waldfriedhofes zu unterstreichen. In keinem Abschnitt der Anlage aber verlieren sie das Ziel aus den Augen, den Raum in einer Folge von Außen– und Innenräumen zu fassen und so bestimmten Nutzungen und damit verbundenen Stimmungen zuzuordnen.
Umbau Landhaus in Linz
Land OÖ, Radler Kowatsch Stiper
Lebendiges Denkmal
Das Team Radler-Kowatsch-Stiper leisten mit ihren Interventionen in dem ursprünglich aus einem Kloster hervorgegangenen Landhaus in Linz einen wertvollen Beitrag für dessen Glaubwürdigkeit als politisches und nicht minder kulturelles Zentrum des Landes. Mit Sensibilität, Gestaltungsvermögen und Organisationstalent lösen sie von der Einrichtung von Besprechungsräumen und Büros über die technische Aufrüstung historischer Repräsentationsräume bis zur Neufassung der Bürgerservicestelle thematisch unterschiedliche, stets aber komplexe Aufgaben und setzen zeitgenössische Baukunst als zumindest gleichwertige Ergänzung neben die in kulturellen Leistungen der Vergangenheit.
Pixel Hotel
Verein Pixel Hotel, Verein Pixel Hotel
Der Ort und das Wesentliche
Die im Zusammenhang mit Linz 09 entstandenen Pixel des Pixel Hotels besetzen wenig beachtete Räume in der Stadt und entführen so Fremde oder auch Einheimische in jene Welten, welche sie im Rahmen herkömmlichen Reiseverhaltens nicht kennen lernen würden. In der Verwandlung von Arbeiterwohnungen, Lagerhallen oder Lastkähnen zu überraschend komfortablen temporären Wohnsituationen schärfen sie zunächst den eigenen Blick und in der Folge jenen der Nutzerinnen für das Wesentliche des jeweiligen Ortes. Die Pixel Hotels zeigen uns Linz von einer vollkommen authentischen und gerade darum so berührenden Seite.
Schwimmschule Steyr
Verein Freunde d. Schwimmschule Steyr, Luger & Maul
Natur, Sport, Arbeit
Luger & Maul haben mit ihrer in mehreren Bauabschnitten durchgeführten Sanierung der 1874 für die Arbeiter der Steyr Werke errichteten Schwimmschule Steyr deren einmalige, auf organisatorischer Klarheit und Naturnähe basierende Stimmung erhalten. Die von ihnen nach dem Katastrophenhochwasser 2002 als schlanke Holzbauten ergänzten Kabinentrakte und das neue, auf einem Betonsockel über das Hochwasser gehobene Eingangsgebäude aus Holz und Glas ergänzen den originalgetreu restaurierten Bestand in sparsamer Einfachheit und bewahren doch in ihrer höchst sorgfältigen und materialgerechten Durcharbeitung den kulturellen Anspruch der Anlage.
Oskar-Czerwenka-Landesmusikschule
VFI Verein zur Förderung der Infrastruktur der Stadtgemeinde Vöcklabruck & Co. KG, Gärtner + Neururer
Lernen im Grünen
Gärtner + Neururer haben die denkmalpflegerisch vorbildliche Sanierung und Adaptierung eines Privathauses als Musikschule zur städtebaulichen Aufwertung des gesamten Umfeldes genutzt. Der zum Park gewandelte Garten der nach dem verstorbenen Sänger Oskar Czerwenka benannten, denkmalgeschützten Villa ist eines der wichtigsten Gestaltungsmotive des zur Abdeckung des Raumprogramms mit angemessenem Respekt vor dem Bestand errichteten Neubaues. Er verbindet sich, im Bereich der Untergeschosse beider Trakte um der natürlichen Belichtung willen abgesenkt, mit dem Innenraum und bildet einen innerstädtischen Grünraum, der auch den benachbarten Schulen zugute kommt.
Marktplatz Neumarkt i. M.
Gemeinde Neumarkt, Schneider & Lengauer
Unter der Kaiserlinde
Die Neugestaltung des Marktplatzes von Neumarkt ist der Höhepunkt eines Prozesses, der mit der Fertigstellung der Ortsumfahrung begonnen hat. Schneider & Lengauer haben diesen Prozess vorbildlich moderiert und dem hügeligen Mühlviertel mit einigen bewusst zurückhaltend ausgeformten, den Vorrang des Autos vor den Menschen jedoch deutlich einschränkenden Eingriffen Aufenthaltsbereiche abgewonnen, die nun unterschiedlich bespielt werden können. Eine wichtige Rolle spielt hier neben Brunnen und Kriegerdenkmal die 1905 zu Kaisers Geburtstag gepflanzte Linde und die um sie herum gebaute, aus einem von der Bevölkerung sehr geschätzten Provisorium hervorgegangene hölzerne Bühne.
Pfarre St. Franziskus in Wels
röm.kath. Seelsorgestelle St. Franziskus, Luger & Maul
Das Kraftwerk Gottes
In intensiver Zusammenarbeit Luger & Mauls mit der Gemeinde entstanden, wird der Erweiterungsbau eines ursprünglichen Provisoriums den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht, während er für den unvorbereiteten Betrachter manche Bilder von Sakralbau in Frage stellt. Nicht nur der Entschluss zu einem in Herstellung und Betrieb ökologisch verantwortungsvollen Bau wird hier auf ungewöhnliche Art gestalterisch zum Ausdruck gebracht. Die gesamte Anlage wurde nach Passiv-Haus-Kriterien in Holzriegelbauweise aus weitgehend vorgefertigten Elementen errichtet; eine vorvergraute Lärchenholzfassade integriert fugenlos den vorgefundenen Bestand.
Die Artikel in den OÖNachrichten zum Wettbewerb und zu den Bauwerken können Sie auf der afo-website unter NACHTRICHTEN nachlesen
