baubesprechung 32 – leben am fluss
BesichtigungGartenhaus, Steyr (2014), Haratzmüllerstraße 41, 4400 Steyr
Architektur: Hertl Architekten; Führung: Gernot Hertl (Architekt und Bauherr)
Abfahrt Bus: 14.00 Uhr, afo, Herbert-Bayer-Platz 1, 4020 Linz
Rückkehr Bus afo ca. 19.00 Uhr
Ein leer stehendes, auf den ersten Blick abweisendes Gebäude am Steilufer der Enns – überformt, überwuchert und schlecht belichtet – fristete lange Zeit ein Schattendasein, gab seine Qualitäten nicht auf Anhieb preis. Auch Gernot Hertl ging oft daran vorbei und tastete sich erst nach und nach an die Substanz heran: Es sei Liebe auf den zehnten Blick gewesen, sagt er, und erwarb das in Teilen bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende Ensemble, um es in intensiver Kleinarbeit in einen „Ort des Seins“ zu verwandeln, in ein Gartenhaus mit bezauberndem Innenhof, das heutigen Komfortvorstellungen entspricht und künftig in Teilen auch als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden soll. Der Umbau, der normalerweise entweder mit der (trennfugenscharfen) Abgrenzung zur Substanz oder mit einer unkenntlichen „Einverleibung“ des Bestands ans Ziel gelangt, erreicht hier vor allem im Freilegen und Freischlagen eine überraschende Dimension der Neudeutung. Ehemalige Außenwände umfassen nun einen offenen Innenhof (mit neu gepflanzter Akazie), die Mauern wurden vom Putz befreit und beginnen nun als Ziegel- und Flusssteinkonglomerat, „Geschichte zu erzählen“. Dieser Rückführung auf den Rohbau entspricht auf zeitgenössischer Ebene der Sichtbeton, der das Gefüge (auch statisch) neu fasst und Perspektiven auf den Fluss eröffnet, aber sonst auf Behübschungen verzichtet. Findet hier ein Ausspruch des Architekten Friedrich Kurrent seine Entsprechung, als er sagte: „Alle wahre Architektur ist Rohbau“?
Anmeldung: office@afo.at
Begrenzte Teilnehmerzahl (Reihung nach Anmeldung)