Bauwende! Schwierig?
Praxis-Gespräch mit Andreas Hofer
Vortrag, DiskursBauen ist Heilmittel und Krise zugleich. Und die Bauindustrie als größter Wirtschaftszweig mäandert zwischen konservativem Bewahren, Green-Washing und fantastischen Zukunftsversprechen, die uns heute autokratische Regime im nahen und fernen Osten machen. Internationale Bauausstellungen tragen diese Geschichte mit und sind gleichzeitig ein Phänomen der Reflexion und Selbstvergewisserung. 1927 beim Weissenhof in Stuttgart gab es vieles nachzuholen: eine junge Generation, der Werkbund mit seinem Versprechen, Industrialisierung mit Bezahlbarkeit und Ästhetik zu verbinden, stürmten voran, lebten Kosmopolitismus und schufen in einem Jahr ein Monument, das uns bis heute beeindruckt. Interbau 1957, die Internationale Bauausstellung 1987, beide in Berlin, die IBA Emscherpark 1999 im Ruhrgebiet standen für Umbrüche und gestalteten sie mit.
Als die Idee für eine IBA in der Region Stuttgart um 2015 entstand, gab es viel Kritik. Ein mittlerweile in Förderlogiken erstarrtes Land stellte die Frage, weshalb eine der wohlhabendsten und boomensten Regionen sich ein solches Format sucht. Doch die Idee, bevor die Hütte brennt, Zukunft zu denken, hat etwas Wegweisendes. In der Folge entstand ein erstaunliches Portfolio auf Transformationsflächen, zeigten sich viele Versäumnisse in der Wohnraumversorgung bzw. eine Industrie, die zwischen Selbstsicherheit und Krise grundsätzlich nicht sprechfähig ist.
Auf diesem Feld sucht die IBA’27 ein neues Bild der Region. Immer dem Machen verpflichtet, dem Bauen, offen für den Dialog mit Menschen, die sich fragen, wie eine zukunftsfähige Welt aussehen könnte.
Andreas Hofer, geb. 1962 in Luzern, Schweiz. Studium der Architektur an der ETH Zürich. Mitinitiant von genossenschaftlichen Quartiersprojekten auf Brachen der Deindustrialisierung in der Schweiz und seit 2018 Intendant und Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27). www.iba27.de