CROSSING EUROPE Filmfestival 2025
Antrieb
Crossing Europe Architektur und GesellschaftDas diesjährige CROSSING EUROPE Filmfestival präsentiert dokumentarische Arbeiten, die sich mit den inneren Motivationen und Leidenschaften der Menschen beschäftigen. In der von Gerald Wöss kuratierten Programmschiene Architektur und Gesellschaft liegt der Fokus diesmal auf den Akteur*innen selbst. Neben Architekt*innen finden auch andere Protagonist*innen auf der Leinwand Platz und werden in sehr persönlichen Porträts abgebildet. Ihnen allen gleich ist die Passion für die Projekte, an denen sie arbeiten. Erst dadurch wird es möglich, Herausforderungen und Komplikationen zu meistern. Der Antrieb und der teils lange Atem, den die Porträtierten mitbringen, gibt Mut und zeigt, dass Scheitern auch eine Chance sein kann.
Miralles
Maria Mauti, ES/MX 2024, 90 min, Spanisch/Katalanisch, OmeU
Enric Miralles starb im Jahr 2000 mit gerade einmal 45 Jahren an einem Gehirntumor. Umso mehr beeindruckt die Vielzahl der Werke, die der katalanische Architekt hinterließ. Mit ruhiger Erzählerstimme und in ausdrucksstarken Bildern führt uns der Dokumentarfilm durch elf Variationen über sein Schaffen. Die Reise beginnt am Friedhof Igualada unweit von Barcelona und bringt uns bis nach Schottland, wo Miralles das Parlamentsgebäude entwarf. Dieses Porträt gibt uns einen sanften Überblick über sein Lebenswerk, das nicht nur von Erfolg, sondern auch von Scheitern begleitet war.
Pozor, padá SNG! / Hanging Without Walls
Jana Durajová, Lena Kušnieriková, SK 2024, 78 min, Slowakisch, OmeU
Im Zentrum der Handlung steht Alexandra Kusá, die Direktorin der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava. Ihre Arbeit als Leiterin des Kunsthauses begann sie, als der baufällige Komplex schon längst geschlossen war. Es folgte eine jahrelange Prozedur um die Renovierung des Hauses. Nicht nur die Motivation, als Direktorin ein Museum eröffnen zu dürfen, treibt Kusá an, sondern auch eine ganz persönliche Verbindung: Ihr Vater ist einer der Architekten, die die Ausschreibung zur Modernisierung der Nationalgalerie gewonnen hatten. Dieser Konnex ist ständiger Begleiter im Film und beide hoffen, dass die Arbeit am Gebäude ein Ende findet.
Soviet Bus Stops
Kristoffer Hegnsvad, DK/CA/GB/SE/LV 2023, 60 min, Englisch/Ukrainisch/Russisch/Estnisch/Litauisch, OmeU
Dokumentarfilmer Kristoffer Hegnsvad begleitet den kanadischen Fotografen Christopher Herwig auf einer Reise durch ehemalige Sowjetrepubliken. Sein Ziel ist es, alte Busstationen aus der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs festzuhalten. Es sind stille Zeugen einzigartiger künstlerischer Architektur. Wie konnten in einem totalitären System so individuelle und ausgefallene Haltestellen entstehen? Waren sie Prestigebauten und somit Teil der staatlichen Propaganda oder konnten sich hier ein paar wenige ihre persönlichen Gestaltungsträume erfüllen?
Vitić pleše / Vitić Dances
Boris Bakal, HR 2023, 90 min, Kroatisch, OmeU
Am Anfang steht die Liebe zu einem Gebäude, die den Künstler Boris Bakal zu einer zwanzigjährigen Auseinandersetzung mit Bewohner*innen, Ämtern und Baufirmen veranlasst: Der von Ivan Vitić entworfene Wohnbau gilt als eines der herausragendsten Beispiele moderner kroatischer Architektur. 1962 fertiggestellt, ist das Hochhaus bereits in die Jahre gekommen und benötigt dringend eine Renovierung. Diesen Prozess hält Bakal filmisch fest und zeichnet dabei das Bild einer Hausgemeinschaft, die sich zu einer Metapher für die ganze kroatische Gesellschaft entwickelt.
Programmdetails und Spielzeiten unter https://www.crossingeurope.at
Gerald Wöss aka Gero ist Kulturarbeiter und Kulturwissenschaftler. Neben seiner Tätigkeit für das afo ist er im Kulturverein Raumschiff aktiv und Teil des queerfeministischen Kollektivs F.I.S.T.
