Friedrich Goffitzer 1927–2010
Bauten, Projekte, Szenografien, Design
AusstellungAusstellungsdauer: 3. Dezember 2014 – 28. Februar 2015
Mittwoch – Samstag: 14.00 – 17.00 Uhr, Freitag: 14.00 – 20.00 Uhr
(Schließzeit: 24.12.2014–06.01.2015)
Begrüßung: Gabriele Kaiser, afo
Zur Ausstellung: Veronika Müller, Kuratorin
Zu Person und Werk: Herbert Lachmayer, Kunstuniversität Linz
Obwohl Friedrich Goffitzer ein breit gefächertes Werk hinterlassen hat, sind seine Bauten und Projekte, seine Ausstellungsgestaltungen und Bühnenbild-Visionen, seine Entwürfe für Industrie und Design sowie seine umfassenden Studien zu Harmonik und Proportion selbst in Fachkreisen wenig bekannt. Auch sein wichtigster Bau – die 1967/68 errichtete Synagoge in Linz – wurde bisher nicht in einem breiteren Kontext rezipiert. Nachdem der Nachlass von Friedrich Goffitzer in den beiden letzten Jahren katalogisiert worden war, widmet das afo architekturforum oberösterreich dem Werk dieser facettenreichen Persönlichkeit nun mit Originalmaterialien aus dem Archiv eine Werkausstellung, deren Fokus auf den Arbeiten der 1960er und 1970er Jahren liegt. Gerade in den Projekten dieser beiden Jahrzehnte tritt Goffitzers gesamtheitliche Auffassung von Architektur und Gestaltung zutage, in der sich gesteigertes Form- und Materialbewusstsein mit künstlerischer Subjektivität und sozialer Gesinnung vereint. Anhand der drei Schwerpunkte Industrie – Wohnen – Sakralräume lässt sich eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Raum und seiner Wirkung auf den Menschen (Proportion, Lichtführung etc. ...) nachzeichnen, die neben gesellschaftlichen Aspekten die Basis seines Schaffens war.
Wesentliche Prägungen hat der gebürtige Klagenfurter an der Kunstschule in Linz in der Meisterklasse Innenarchitektur bei Wolfgang von Wersin erfahren, sein Architekturstudium schloss er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien bei Norbert Schlesinger ab. Goffitzers Weg führte über das Entwerfen von Gebrauchsgegenständen und Ausstellungsszenografien zum Bauen – im Sinne eines universalistischen Architekturbegriffs reichen seine Entwürfe vom Notenständer bis zum Städtebau. Auch wenn Goffitzer den Typus eines radikalen Einzelgängers verkörperte, engagierte er sich in unterschiedlichen Konstellationen und stieß in Wirtschaft und Industrie auf kultivierte Bauherren (z.B. Leischko). Mitte der 1950er Jahre wurde er Konsulent an der Kammer der gewerblichen Wirtschaft in OÖ, 1961 Generalsekretär des Österreichischen Werkbunds, 1964 übernahm er die Gesamtgestaltung der österreichischen Abteilung der XIII. Triennale in Mailand.
1973 wurde er Professor für Innenarchitektur, später für Architektur an der Hochschule für künstlerische Gestaltung in Linz (Emeritierung 1996), 1976 war er Gründer und wissenschaftlich-künstlerischer Leiter des Österreichischen Forschungsinstituts für behindertengerechte Umweltgestaltung. Obwohl einzelne Entwürfe in ihrem Ausdruck zeitverhaftet scheinen, strahlen die von Goffitzer bearbeiteten Themen eine ungebrochene Aktualität und Frische aus.
Die Ausstellung versteht sich vor dem Hintergrund eines neu zu
entdeckenden Werks als Beitrag zu einer breiteren Auseinandersetzung mit der Architektur der 1960er und 1970er Jahre, die nicht nur in Oberösterreich zu den „gefährdeten“ Dekaden zählt.
Zur Person
Friedrich Goffitzer
1927 geboren in Klagenfurt/Kärnten, Volks- und Hauptschule in Lienz/Osttirol, Staatsbauschule in Villach
1944 Wehrdienst, Verwundung und Gefangenschaft
1947/48 Abschluss Staatgewerbeschule Villach (Hochbau) mit Auszeichnung
1948–51 Bauleiter im Hoch- und Tiefbau in Büros in Graz und Linz
1951–55 Studium an Kunstschule der Stadt Linz (Meisterklasse Innenarchitektur Prof. Wolfgang von Wersin), danach Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst (Meisterklasse Architektur Prof. Norbert Schlesinger), Diplomprüfung als Externist 1966
1954 Internationale Sommerakademie Salzburg
1954–55 Assistent bei Prof. Heinz Bruno Gallé als Bühnenbildner am Landestheater Linz
ab 1955 freiberuflich tätig
1955–60 Konsulent der Kammer für gewerbliche Wirtschaft für OÖ für Ausstellungswesen
1961–64 Generalsekretär des Österreichischen Werkbunds in Wien
1964 Gesamtgestaltung der österreichischen Abteilung auf der XIII. Triennale in Mailand (Goldmedaille für Gesamtgestaltung, Silbermedaille für Exponate, Österreichischer Staatspreis für angewandte Kunst)
1973 Berufung zum o.Hochschulprofessor an die Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz (heute: Kunstuniversität Linz), Meisterklasse für Innenarchitektur (dann Meisterklasse für Architektur)
1976 Gründung des Österreichischen Forschungsinstituts für behindertengerechte Umweltgestaltung (ÖFIBU) in Linz
1996 Emeritierung
2010 gestorben in Linz/OÖ
Ein Projekt des afo architekturforum oberösterreich
Aufarbeitung des Nachlasses F. Goffitzer: Maria Weinberger/KTU Linz
Kuratorin der Ausstellung: Veronika Müller
Ausstellungsgestaltung: Veronika Müller
Umsetzung: Tischlerei EA Lengauer
Texte: Gabriele Kaiser
Grafische Gestaltung: Gerti Plöchl
Organisation: Linde Klement
Aufbau: Ulrich Fohler
Herzlichen Dank an Waltraud Goffitzer-Thalhammer für die großzügige Unterstützung und den uneingeschränkten Zugang zum F. Goffitzer-Archiv
Besten Dank an ThyssenKrupp Plastics Austria, Brilliant AG, ACS Handels GmbH, BRAU UNION ÖSTERREICH AG