gewohnt ungewohnt 03 – Hubert Rieß
VortragDie Vortragsreihe „gewohnt ungewohnt“ – ein Dialog zwischen Experiment und Alltag – ist außergewöhnlichen Konzepten des Wohnens gewidmet. Nach den Themen „Mitbestimmung“ und „Typenvielfalt“ steht an diesem Abend die grundlegende Beziehung zwischen Raumplanung, Architektur und Landschaft zur Diskussion. Architekt Hubert Rieß zeigt rund ein halbes Dutzend Projekte und nimmt eine kritische Haltung ein: „Die weitgehende Konzentration auf das Grundstück resp. Objekt – zweifellos ist diesbezüglich viel Interessantes in den letzten Jahren erreicht worden – kann ja nicht darüber hinwegtäuschen, dass die baulich-räumliche Entwicklung katastrophale Resultate zeitigt (speziell in Österreich). Die Aufspaltung zwischen Raumplanung und Architektur bereits in der Ausbildung muss überwunden werden. Prominente historische Beispiele belegen, dass die kreativsten Architekten die wesentlichen Pläne für die Stadterweiterungen etc. gemacht haben (Wagner, Loos, Le Corbusier, Kahn, Perret, Berlage, Parker/Unwin etc.). Aktuell verfolgen wir, wie sich Amsterdam unter Einbeziehung der kreativsten Köpfe (darunter Landschaftsarchitekten wie West 8) neue Entwicklungsgebiete schafft. Unsere Raumplanung ist ohne jegliche Ambition und Vision, die wenige Spezialisten sind in Geiselhaft der Auftraggeber und der Politik. Es gehört meiner Meinung nach zur unverzichtbaren Aufgabe und Verantwortung unseres Berufsstandes, sich in dieses entscheidende Aufgabenfeld einzubringen – und zwar in neuen Partnerschaften, vor allem mit Landschaftsarchitekten und Infrastrukturplanern.“
Hubert Rieß wurde 1946 in Obernberg am Inn (OÖ) geboren. Er studierte 1967–76 Architektur an der Technischen Hochschule in Graz. 1976–77 war er Assistent von Gastprofessor Jan Gezelius/Stockholm an der TH Graz und hatte 1978–79 ein Stipendium in Stockholm. Rieß war u. a. Mitarbeiter von Jan Gezelius und Ralph Erskine und ist seit 1985 selbständiger Architekt in Graz.
