Günter Pfeifer - Alles heiße Luft?- Alternativen zur Energieeffizienz
VortragGastgeber: Matthias Böttger
Vortrag in deutscher Sprache
In Kooperation mit der Kunstuni Linz I Sustainable Architecture + Spatial Tactics
Die Debatte, die unter dem Stichwort "Nachhaltigkeit" geführt wird, ist vor allem eine technologische, die fast ausschließlich einer rechnerisch vereinfachten Energieeffizienz gewidmet ist. Dabei hat sich Nachhaltigkeit bislang keineswegs zu einer Art architektonischer Programmatik entwickelt und ist der Architektur auf ganz andere Weise immanent. Das "kybernetische Prinzip", das wir als architektonisches Prinzip verstehen, berücksichtigt in besonderer Weise die solaren und geothermischen Potentiale, die schon immer Teilelemente der autochthonen Architektur waren.
Die Frage, was denn ein Gebäude energetisch leisten muss, ist nun schnell und einfach zusammengefasst:
1. das Sammeln des im Überfluss vorhandenen Sonnenlichts um dieses in direkte Wärme umzuwandeln
2. die Verteilung der Energie,
3. das Speichern der Energie, wenn diese nicht sofort genutzt werden kann, um einen möglichst hohen Ausnutzungsgrad zu erzielen,
4. das Entladen oder das Entledigen der überschüssigen Wärmeenergie,
5. das Schützen vor Energieverlust, das allgemein als „Dämmen“ bezeichnet wird, bzw. Reduzierung des Energieverlustes.
Zählen wir zusammen, dann haben wir die sammelnden, verteilenden, speichernden und entladenden Elemente, und diese Elemente müssen in einem sorgsam abgestimmten und entwickelten proportionalen Zusammenhang stehen. Dazu kommt, dass die Fähigkeiten, dynamisch auf die Bedingungen der Umgebung, den Tages- und Jahreszyklus reagieren zu können, gegeben sein müssen. Die Energieflüsse innerhalb dieser Systeme müssen also quantifiziert, gelenkt, gesteuert und geregelt werden. Entscheidend an all diesem ist allerdings: Dies alles sind ausschließlich aus architektonischen Elementen hervorgehende Prozesse. Aus Elementen, die zur architektonischen Fügungs-, Gestaltungs- und Tektoniklehre gehören – und sie funktionieren im Idealfall ohne technische Unterstützung. Dies gilt gleichermaßen für bestehende und denkmals-geschützte Gebäude, deren Potenziale in hohem Maße in den vorgenannten Eigenschaften schon vorhanden sind, aber selten erkannt werden.
Zur Person
1943 geboren in Schopfheim / Landkreis Lörrach
1963 - 1967 Architekturstudium an der Staatlichen Werkkunstschule Kassel
seit 1975 eigenes Architekturbüro mit Schwerpunkt Wohnungsbau
1979 - 1986 Partnerschaft mit Thomas Heiß
seit 1984 zahlreiche Architekturpreise (insgesamt bis heute 70 Auszeichnungen )
u.a. Architekturpreis Baden-Württemberg - Hugo Häring Preis 9 mal
Honor Award 1992 - The American Institute of Architecture
Deutscher Architekturpreis (Anerkennung) 3 mal
1987 - 1993 Zusammenarbeit mit Frank O. Gehry, Zaha M. Hadid, Tadao Ando, Alvaro Siza
1989 - 1993 Partnerschaft mit Roland Mayer (Pfeifer & Assoziierte)
1992- 2012 ord. Universitätsprofessor, Technische Universität Darmstadt - Fachbereich 15 Architektur - erst Fachgebiet Entwerfen und Hochbaukonstruktion I, ab 2001 Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau
1996 - 1998 Dekan des Fachbereiches Architektur, Technische Universität Darmstadt
seit 1997 Autor zahlreicher Fachbücher (bislang 34 Titel)
2001- 2005 Pfeifer Roser Kuhn Architekten Freiburg
2005 - 2012 Pfeifer Kuhn Architekten Freiburg
2009 Gottfried Semper Architekturpreis der Sächsischen Akademie der Künste
seit 2011 Fondation Kybernetik , mit Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff; Pool für Nachhaltigkeitsforschung - Praxislabor, Technische Universität Darmstadt
seit 2013 Pfeifer
