Land unter Beton
Bodenverbrauch verschärft Klimawandel und gefährdet Leben
Vortrag, Zu Gast im afoVortrag und Diskussion mit Mario Winkler (Leiter Kommunikation der Österreichischen Hagelversicherung)
Österreich ist, was den Umgang mit dem Verbrauch von Agrarböden betrifft, Europameister im negativen Sinn. Es gibt kein anderes Land in Europa, das derart sorglos mit dieser natürlichen Ressource umgeht. Die Faktenlage und der Vergleich zu anderen Staaten verdeutlicht das:
Österreich verliert jährlich 0,5 % seiner Agrarfläche, das sind im Durchschnitt der letzten 20 Jahre pro Tag ca. 20 ha, oder umgerechnet rund 30 Fußballfelder. In 200 Jahren gäbe es bei Fortschreiten dieser Entwicklung so gut wie keine Agrarflächen mehr in diesem Land. Österreich hat mit 1,67 m² die höchste Supermarktfläche pro Kopf: Italien 1,03 m², Frankreich 1,23 m².
Österreich hat mit 15 Meter pro Kopf eines der dichtesten Straßennetze: Deutschland 7,9 Meter, Schweiz 8,1 Meter pro Kopf.
In Österreich gibt es lt. Umweltbundesamt 130.000.000 m² (= 13.000 ha) Industriebrachen. Inklusive Gewerbeflächen und leerstehender Häuser schätzt man die verbaute ungenutzte Fläche auf 400.000.000 m² (= 40.000 ha). Das entspricht der 4-fachen Fläche von Linz.
In den letzten 50 Jahren wurden bereits 300.000 Hektar Felder und Wiesen verbaut – so viel wie die gesamte Ackerfläche Oberösterreichs.
Welche Konsequenzen hat der Bodenverbrauch?
Österreich ist ein Tourismusland dessen Markenkern stark mit der schönen Landschaft verbunden ist. Statistisch sind auch etwa 80% der Österreicher gegen die Zersiedelung des Landes. Problematisch ist darüber hinaus, dass die Versorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln gefährdet ist. Dabei wird der Bedarf mit dem weltweiten Bevölkerungswachstum sicher steigen. Dazu kommt noch der Verlust von Lebensraum für die Tierwelt – im Zeitraum der letzten 30 Jahre ging der Wirbeltierbestand in Österreich um etwa 70% zurück. Aus der Sicht der Versicherungen ist ebenfalls ein Zunehmen von Elementarschäden offensichtlich – versiegelter Boden kann kein Wasser aufnehmen, es kommt häufiger zu Überschwemmungsschäden. Zubetonierter Boden kann auch kein CO2 speichern, die Erderwärmung wird beschleunigt und Dürreschäden nehmen zu. Weiters stehen 500.000 Arbeitsplätze entlang der agrarischen Wertschöpfungskette auf dem Spiel.