Sintstraße weiterbauen
AusstellungBegrüßung
Gabriele Kaiser, afo
Gäste:
Roland Gnaiger, Architekt, Professor Kunstuniversität Linz / die architektur, Betreuung Entwurfsprojekt
Birgit Kornmüller, Architektin, Kunstuniversität Linz / die architektur, Betreuung Entwurfsprojekt
Erich Steinmayr, Architekt
Ulrike Knall-Brskovsky, Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Oberösterreich
Auf dem Gelände eines ehemaligen Bauerngutes wurde 1927 nach Plänen des Stadtbaudirektors Curt Kühne (1882–1963) eine Arbeiterhäuserkolonie errichtet, bestehend aus 18 Kleinbauten – eine Übertragung der Gartenstadtidee auf den Sozialen Wohnungsbau. Die weitläufige Freifläche – damals eine Art Ausgleich zu den kleinen Wohnungen „für das Existenzminimum“ – ist eine wertvolle Ressource, die Begehrlichkeiten weckt. Seit einiger Zeit steht der Großteil der Wohnungen (durch Absiedlung) in der Sintstraße leer, wodurch der Verfall des Ensembles voranschreitet. Bereits seit den 1980er Jahren ist die Siedlung (Eigentum der GWG) Gegenstand planerischer und denkmalpflegerischer Überlegungen, die um die Erhaltungswürdigkeit des Bestands und die Notwendigkeit, die Wohnungsgrundrisse heutigen Verhältnissen anzupassen, kreisen. Wie könnte adäquat mit dieser Siedlung umgegangen werden? Unter welchen Rahmenbedingungen wäre es möglich, die Sintstraße „weiterzubauen“? Für welche Nutzergruppen käme eine adaptierte Arbeitersiedlung in Frage? Diesen spannenden Frage stellen sich Studierende der Kunstuniversität Linz im Rahmen eines Entwerfensemesters. Die Ausstellung zeigt rund 20 studentische Entwürfe und Möglichkeiten eines progressiven Denkmalschutzes. Ansätze reichen von Nutzerkonzepten, über städtebauliche Betrachtungen bis hin zur Verdichtung und Umstrukturierung des Bestands.
Mit Beiträgen von:
Simone Abfalter, Bernhard Waage, Marcus Brückner, Christoph Zeinitzer, Sophie Schrattenecker, Stefan Gruber, Christine Zöchbauer, Oliver Posch, Andrea Hilmbauer, Nikolaus Schullerer, Julius Jell, Paul Jungwirth, Ann-Kathrin Freude, Christina Mittendorfer, Barbara Friesenecker, Melanie Pointner, Veronika Schwarzecker, Martin Zierer
„In der Wohnanlage Sintstraße ordnet Kühne die 18 freistehenden Häuser in zwei Zeilen so an, dass sie einen gemeinsamen Wohnhof umschließen, den man auch ‚grünen Anger’ nennen könnte. Dafür gibt es Vorbilder in englischen Bebauungsplänen (z.B. dem nördlichen Teil von London-Nottinghill), die auch in Wien zum Beispiel in der Freihofsiedlung und in der Siedlung Lockerwiese Anwendung gefunden haben. Es gelingt ihm trotz der freistehenden Baukörper durch Versetzen von 6 Häusern ein gutes städtebauliches Raumgefüge, Kühne spricht von ‚Hausgruppierungen’, herzustellen. (...) Das Einzigartige an der Wohnanlage Sintstraße ist nun, dass Kühne dort Wohnhäuser für das Existenzminimum großzügig in einen Grünraum gestellt hat. Die Häuser in ihrer einfachen, aber doch sehr einfühlsam gestalteten Formensprache zeigen, dass auch erzwungene Bescheidenheit nobel wirken kann. Die Stadt konnte als Eigentümerin des Bodens der Anlage das geben, was damals keine Kosten verursachte: Grund und Boden und damit Luft, Licht und Sonne. Hierin liegt nun die Bedeutung dieser Siedlung, die weder national noch international in dieser besonderen Ausbildung vergleichbar ist. Sie ist jedoch in ihrer Grundhaltung mit den genannten Siedlungen im Wettbewerb um die gleiche Sache sehr wohl vergleichbar und daher eine Leistung auf der Höhe der Zeit.“
Wilfried Posch in: Denkmalpflege in Oberösterreich
Weitere Informationen:
- ORF Radiobericht 26.01.2012
- Radio FRO Bericht 06.02.2012
- OÖN Bericht 10.02.2012
- OÖN Herbert Karrer 27.01.2012
- OÖN Wilfried Posch 01.02.2012
- OÖN Franz Riepl 03.02.2012