Alles im Fluss. Die Lebensadern unserer Gesellschaft – Geschichte und Zukunft der Infrastruktur
Gespräch, Metabolismus
28Nov
Großtechnische Infrastrukturen wie Elektrizitätsnetze, Staudämme oder Kanalisationen arbeiten oft im Verborgenen. Diese werden erst dann sichtbar, wenn die als selbstverständlich wahrgenommene Bereitstellung dieser Leistungen ausfällt.
Infrastrukturen transformieren und erschließen Naturräume, um Ressourcen und Güter in urbane Räume zu bringen. Da Infrastrukturen selbst verborgen agieren, ist für den*die Endverbraucher*in nicht erkennbar, welche Naturräume erschlossen werden und welche Abhängigkeiten dadurch entstehen, was aktuell an der Energieversorgungskrise sichtbar wird. Auf der anderen Seite versucht Infrastruktur auch Naturgewalten einzuhegen. Überschwemmungen, Vermurungen und umgeworfene Bäume, die Logistikketten stören zeigen, wie sich natürliche Vorgänge immer wieder der technischen Kontrolle entziehen.
Dabei ist Infrastruktur auch ein historisches Phänomen, das nicht einfach nur etwas bereitstellt. Mit der Versorgung wird nämlich auch die Gesellschaft als Ganzes strukturiert und individuelles Verhalten langfristig verändert. Infrastrukturen begrenzen Möglichkeitsräume oder setzen Handlungspotenziale frei, grenzen ein und aus. So begann in den Industriegesellschaften des 18. Jahrhunderts die systematische Vernetzung von Raum und Gesellschaft. Der Bau von Eisenbahnnetzen trug im 19. Jahrhundert entscheidend zur Bildung von Nationalstaaten bei und die Anlage von städtischen Wasserversorgungsnetzwerken war zentral für den Wandel individueller Körperroutinen.
Zum Gast: Dirk van Laak forscht im Bereich Infrastrukturgeschichte, die ein relativ junges Forschungsfach ist und sich unter anderem auch mit der Kulturgeschichte von Infrastruktur beschäftigt. Er wurde 2002 mit einer Arbeit über die Geschichte der Infrastruktur in Afrika an der Friedrich-Schiller Universität Jena habilitiert. Seit 2016 lehrt er Deutsche und Europäische Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts an der Universität Leipzig.
Zum Gast-Gastgeber: Alexander Gogl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck und Kurator der aktuellen Ausstellung Metabolismus der Stadt.
Zum Buch: Alles im Fluss. Die Lebensadern unserer Gesellschaft – Geschichte und Zukunft der Infrastruktur Dirk van Laak S. Fischer Verlag, 368 Seiten, 2018 ISBN: 978-3-10-397352-5
Öffnungszeiten: Di-Fr, 15 -19 Uhr Achtung die Ausstellung ist ab dem 10.01.2023 wieder geöffnet Sonderführungen ab 5 Personen: Anmeldung Die Ausstellung legt die Spuren des städtischen Stoffwechsels des Organismus Linz frei und zeigt wie knapp der Platz unter dem Asphalt ist.
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