Seit Jahrtausenden macht sich die Menschheit Gedanken darüber, was schee [schön] und auch was schiach [hässlich, unansehnlich] ist, ohne dabei jemals auf eine endgültige Definition gekommen zu sein. Auch im Architekturdiskurs war und ist das nicht anders. Spätestens seit Vitruv (1. Jhdt. v. Chr.), der die Baukunst auf die drei Beine Firmitas, Utilitas und Venustas (Festigkeit, Nützlichkeit und Schönheit) stellt, ist die Ästhetik des gebauten Raumes eine vielbeschriebene Eigenschaft. Seither wird innerhalb der Disziplin leidenschaftlich darüber gestritten, wie Häuser, aber auch Landschaften auszusehen haben, um dem Auge zu gefallen. Noch viel größer ist allerdings die Kluft zwischen „Expert*innen“ und „Lai*innen“.
Die Ausstellung schee schiach will erst gar nicht versuchen, eine abschließende Antwort auf die Frage nach dem Schönen oder Hässlichen zu geben. Es geht hier vielmehr darum herauszu- finden, welche Themen sich unter der Oberfläche auftun. Wie beispielsweise entstand das Wunschbild vom Traumhaus und entspricht es der Realität? Wie wurde Ästhetik in der Vergangenheit mit Ideologien verknüpft und geschieht das immer noch? Was verändert sich durch moderne Kommunikationsmedien an unserer Wahrnehmung und werden uns künftig künstliche Intelligenzen erklären, wie ein schönes Gebäude aussieht? Was ist nachhaltig schön und ist Nachhaltigkeit schön?
Für die erste Episode der von Franz Koppelstätter initiierten und von Leonie Reese gestalteten Ausstellung hat Tobias Hagleitner Menschen unterschiedlicher Hintergründe nach ihren persönlichen Vorstellungen von schee und schiach befragt. Wolfgang Stempfer zeichnet nach, wie das Wunschbild Einfamilienhaus entstanden ist. Georg Wilbertz erklärt den Weg vom Heimatstil zur NS-Ideologie, und wir werfen einen Blick auf Funk und Fernsehen als meinungsbildende Medien des 20. Jahrhunderts.
Durch die Ausstellung führen: Franz Koppelstätter, Leiter des afo Georg Wilbertz, Kurator des Schwerpunkts Anti-Modern innerhalb der Ausstellung schee schiach
Durch die Ausstellung führen: Franz Koppelstätter, Leiter des afo Tobias Hagleitner, Kurator führte zahlreiche Gespräche zum Thema Schönheit und Hässlichkeit im Kontext der Ausstellung
Durch die Ausstellung führen Franz Koppelstätter, Leiter des afo und Wolfgang Stempfer, Kurator des Schwerpunkts Einfamilienhaus innerhalb der Ausstellung schee schiach
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