Einführung Franz Koppelstätter, Leiter des afo architekturforum oberösterreich In Österreich steigt Elektro-Mobilität enorm. Allein von Jänner bis Juni 2021 wurden 15.347 neue E-Autos zugelassen. Diese rasche Umstellung ist ein Beitrag zu einer notwendigen Mobilitätswende, die aber auch eine entsprechende Ladeinfrastruktur fordert. Wie gelangt erneuerbare Energie von der Solarzelle an Dach und Fassade zum Parkplatz in der Tiefgarage? Welche Chancen bietet die Zukunft für klimafreundlichere Neubauten und Adaptierungen? Mit der aktuellen Novellen des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) und der OÖ Bauordnung soll es künftig einfacher werden, Photovoltaik (PV) und Ladestationen in Wohnbauten umzusetzen.
Alfred Pichsenmeister, Senior Consultant Renewable Energy, Siblik Elektronik | www.siblik.at Die Energiewende ist die Herausforderung für die jetzige und die zukünftigen Generationen. Die Elektromobilität ist ein Teil davon, es müssen allerdings auch die anderen Sektoren wie Energieerzeugung, Wärme- und Kältebereitstellung Berücksichtigung finden. Wesentlich am Gelingen der Energiewende ist, die Bevölkerung von der Notwendigkeit zu überzeugen und sie mit einzubinden. Wir alle müssen ein Teil davon werden.
Impulse: Vera Immitzer, Geschäftsführerin Bundesverband Photovoltaik | www.pvaustria.at EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz), was ist legistisch und fördertechnisch zu erwarten Um die Klimaziele zu erreichen müssen die erneuerbaren Energiequellen ausgebaut werden. Dabei liegt in Windkraft und Photovoltaik das größte Wachstumspotential. Innerhalb der nächsten 9 bis 10 Jahren ist eine Versechsfachung der Leistung um 11 GWp (Gigawatt peak) erforderlich.
"Das EAG ist fast schon wie ein Märchen." Mit diesem Satz beginnt Vera Immitzer ihren Vortrag und spielt damit auf das mehrjährige Warten auf diese Gesetzesgrundlage an. Das EAG-Paket besteht aus dem EAG, dem ElWOG (Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz), dem Ökostromgesetz und sieben weiteren Gesetzen, die alle durch Verordnungen konkretisiert werden müssen. Eine Überarbeitung des Gesetztes steht noch aus, weil teilweise Vorgaben der EU Kommission noch nicht erfüllt wurden. Mit einem Start des gesamten Fördersystems ist Mitte 2022 zu rechen. Wichtig dabei ist, dass Projekte nicht vor Inkrafttreten der jeweiligen Förderung gestartet werden, da ansonsten die Förderwürdigkeit verloren geht. Ziel des EAG ist es, das gesamte Potential erneuerbarer Energieträger auszunutzen und in diesem Feld auch Innovationen zu fördern.
Förderungen
Marktprämie für Strom der produziert und eingespeist wird: Das Fördermodell bewegt sich weg von vorgegebenen Einspeisetarifen und hin zu einem Bieterverfahren PV-Anlagen an Gebäuden werden gegenüber Freiflächenanlagen bevorzugt Die Förderdauer wird künftig 20 Jahre lang sein
Investitionsförderung (einmalig) - Investitionsförderung PV-Anlage: Kleiner Anlagen erhalten mehr Förderung/kW als größere Zuschläge für innovative Anlagen (zB fassadenintegriert, Parkplatzüberdachungen oder auf Lärmschutzwänden) und Abschläge für Freiflächenanlagen Angepeilt ist der Förderstart noch 2021 - Investitionsförderung Stromspeicher Nur wenn der Speicher gleichzeitig mit der PV-Anlage errichtet wird. Gefördert wird bis max. 50 kWh Auch hier ist ein Start 2021 geplant und es gilt ebenfalls, dass nicht vor Förderstart investiert werden sollte.
Änderungen im ElWOG
Vereinfachter Netzzutritt räumt jedem Gebäudebesitzer das Recht ein, seine Anlage im Mindest-Ausmaß seiner Bezugsleistung an das Stromnetz anzuschließen. Dafür wird es Ausbauten im Netz brauchen.
Netzzutrittspauschale (zur Finanzierung des Netzausbaus) Pauschaler Beitrag pro angeschlossenem kW Keine zusätzlichen Netzzutrittskosten für bereits bezahlte Anschlussleistung
Energiegemeinschaften
seit 2017 sind gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen möglich (zur Nutzung des Stroms innerhalb des Gebäudes)
Neu sind jetzt Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften (EEG) und Bürger-Energie-Gemeinschaften, gedacht für Gruppen aus Personen, Unternehmen und Vereinen, die sich zusammenschließen wollen. Auf Landesebene und österreichweit gibt es dafür beratende Koordinierungsstellen.
Andreas Schneemann, Geschäftsführer Energie Kompass GmbH und solar.one | www.solar.one PV-Praxisbeispiel am Gebäude SolarOne in Verbindung mit Ladeinfrastruktur, Kälte und Wärmespeicher 2017 wurden vom Bund sogenannte Innovationslabore ausgeschrieben. Das führte zur Innovationslabor-Region Südburgenland, bestehend aus zehn Gemeinden (ca. 20.000 Einwohner). Ziel ist es, ein regionales Energiesystem zu errichten. Lokal gewonnene erneuerbare Energie soll möglichst lokal wieder verbraucht werden um überregionale Netzeinspeisung zu minimieren (lokale Energiezelle). Integral dabei ist die Sektorkopplung (Strom, Wärme und Mobilität).
Speicher und Flexibilität in der Lastverschiebung: Vorhandene kommunale Assets werden auf ihre Potentiale zur Lastverschiebung untersucht und entsprechend gesteuert.
Speichercluster: Kleinkundensegment – bestehende Speicher (Wärmepumpen, Wallboxen/Autoakkus, Quartierspeicheranlagen, ect) werden lokalisiert, teilweise erweitert und in das übergeordnete Netzwerk eingebunden.
E-Ladeinfrastrukturen: Kombination mit Beleuchtung oder PV-Anlagen auf Carports. Das Kompetenzzentrum solar.one in Stegersbach ist ein gemeinsames Projekt der Innovationslabor-Region, Geplant von Pichler & Traupmann Architekten. Ziel ist es, Energietechnologie zum Anfassen zu präsentieren. Das Gebäude ist mit einer 177 kWp Photovoltaik-Anlage, Stromspeichern, E-Ladeinfrastruktur, Luft/Wasser-Wärmepumpen, thermischer Wärme- und Kältespeichern + Bauteilaktivierung, LED-Beleuchtung und einer entprechenden Gebäudeleittechnik ausgerüstet.
Andreas Reinhardt, Vorsitzender Bundesverband Elektromobilität Österreich und Bereichsleiter Energiedienstleistungen LinzAG www.linzag.at/portal/de/ueberdielinzag/projekte/urcharge URcharge: Erfahrungen und Erkenntnisse aus einem sechsmonatigen Großversuch
Neben privaten Anlagen und öffentlichen Ladestationen besteht einen große Herausforderung bei Ladestationen in Mehrparteien-Häusern wo mehrere BewohnerInnen bzw. NutzerInnen gleichzeitig ihre Elektro-Mobile laden wollen. Wünschenswert ist eine flexible Lösung, die auch bedarfsorientiert mitwachsen kann.
URcharge: In Linz wurde eine Wohnanlage mit 106 Stellplätzen für ein halbes Jahr zu 50% testweise mit Elektroautos ausgestattet. Die Schwerpunkte des Versuchs waren das Lastmanagement, die Skalierbarkeit und die Versorgungssicherheit sowie der soziale Faktor. Erstes Problem bestand darin, dass bestehende Genehmigungen für Tiefgaragen das Laden von Elektroautos aus Brandschutzgründen ausschloss. Dieses Problem konnte mittlerweile für Oberösterreich aufgelöst werden, da keine erhöhte Gefährdung gegeben ist. Eines der Kernstücke des Versuchs ist die Lastmanagement-Software, die dazu da ist, Spitzenleistungen abzuflachen und die Ladezeiten optimiert auf einen längeren Zeitraum aufzuteilen.
Der Großteil der Ansteckzeiten liegt zwischen 17 und 19 Uhr. Von 6 bis 7 Uhr morgens werden die Autos wieder abgesteckt. Über den Versuchszeitraum hinweg ist die Frequenz der Ladezyklen markant gesunken, was auf ein steigendes Vertrauen in die Technik hinweist. Über das Lastmanagement wurde die Ladeleistung sukzessive verringert, also über einen längeren Zeitraum verteilt (bis unter 1kW Leistung/Auto), was sich als ausreichend herausgestellt hat. Damit hat sich auch herausgestellt, das bis etwa 50% Durchdringung keine Netzverstärkung in der bestehenden Anlage notwendig ist. Ein wichtiger Faktor war, das Informationsbedürfnis der NutzerInnen zu befriedigen.
Anschließend Publikumsdiskussion mit Nikolaus Stadler, Geschäftsführer GWG - Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt Linz GmbH als Respondent
Dokumentiert in Zusammenarbeit mit Energiewende Linz, Helwig Prohaska | www.energiewende-linz.at
Welche Chancen bietet die Zukunft für klimafreundlichere Neubauten und Adaptierungen? Wie gelangt der Strom von der PV-Anlage an Dach und Fassade zum Parkplatz in der Tiefgarage? Um diese Fragen zu beantworten, lädt das afo in Kooperation mit Siblik Elektrik Expert*innen zu einem Abend voller Energie.
Aufzeichnung vom 10.11.2021 | Event in Kooperation mit Siblik Elektrik. Zu den großen Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende gehören die Versorgung von Elektromobilität mit erneuerbaren Energien und die Herstellung eines flächendeckenden Angebots mit Ladestationen. Veranstaltung mit Inputs zum Thema.
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